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Laien!

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Heise berichtet heute, dass man im Ministerium von der Leyens trotz besseren Wissens an der Einschätzung festhält, dass in 95 Staaten Kinderpornographie nicht explizit unter Strafe stehe. Das ist zwar vielleicht in diesem Wortlaut sogar richtig – aber dennoch sehr irreführend, denn in 71 dieser besagten Staaten ist Pornographie generell illegal. Hier verlässt man sich meines Erachtens bewusst auf tendenziöse und problematische Zahlen, um in der Öffentlichkeit einen Eindruck zu erwecken, der der Realität so zumindest nicht entspricht.

Allerdings muss ich Heise in dieser Angelegenheit auch kritisieren: Meines Wissens ist der Begriff  “Kinderpornographie” durchaus umstritten. Denn im Gegensatz zu kleinen Erotikfilmchen, die wir gerne mal “Pornos” nennen und die in Deutschland gedulded, legal und (vermutlich) weit verbreitet sind, handelt es sich bei Kinderpornographie um den dokumentierten Missbrauch von Kindern.  Also keine Schauspieler sondern reale Menschen, die vor laufender Kamera missbraucht werden! Wenn man “Pornographie” im Sinne von “pervers” verstehen will, mag der Begriff seine Berechtigung zu haben – aber man sollte doch aufpassen, dass man nicht Dinge zusammenwirft, die nicht zusammen gehören (was auch von der Leyen nicht immer zu berücksichtigen scheint).

Was ich damit sagen möchte: Tatsächlich ist eigentlich nicht gesagt, dass in Ländern, in denen Pornographie geächtet wird, das gleiche auch für den dokumentierten Missbrauch von Kindern gilt. Ich denke zwar, dass man das für die meisten Länder bestätigen kann und die Zahlen aus dem Ministerium der Leyen tatsächlich nicht korrekt sind; aber gerade in einer so sensiblen Debatte sollte man aufpassen, dass man nicht völlig unterschiedliche Dinge miteinander vermischt, bloß weil sie den selben Namensbestandteil haben.


Auch dieses Zitat ist mir bei Heise aufgefallen:

Wenn Server “in Afrika oder in Indien” stünden, die Kinderpornographie nicht einmal ächten würden, “dann kann man da auch nichts löschen”.

Die Passagen in Anführungsstrichen gehen auf unsere Familienministerin zurück. Die hat offensichtlich noch immer nicht begriffen, dass ein Großteil der Server mit kinderpornographischen Inhalt in “westlichen” Ländern stehen – etwa in Deutschland. In den Ländern, in denen die Server mit dem fraglichen Material also stehen, ist es also eigentlich auch strafbar und geächtet – es wird nur trotzdem nichts dagegen unternommen. So gesehen brauchen wir also die Zensurmaßnahmen, um die Sachen auszublenden, die vor unseren eigenen Haustür geschehen, weil wir nichts dagegen unternehmen oder was? Die BRD Familienministerin rät: Wegschauen statt handeln.


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